Ludwig Musil

Geboren am 23.3.1941 in Wien als zweiter Sohn eines Herrenschneidermeisters und einer Hausfrau begann er recht früh zu reisen: 1945 bis 1947 lebte er in Prag (französischer Kindergarten), anschließend besuchte er in Wien eine tschechische Volksschule und eine österreichische Hauptschule in Wien.

Der Besuch von Tante Julia Drapal – damalige Primaballerina in der Wiener Staatsoper - war für seinen Bruder Karl und ihn selbst wegweisend – im Ballett der Staatoper wurden Buben gebraucht – und nach erfolgreicher Begutachtung der körperlichen Fähigkeiten beider Brüder schicksalsgebend. Von nun an hieß es Abschied nehmen von einer „normalen“ Kindheit und in der Ballettschule der Wiener Staatsoper anfangs von 8.00 bis 13.00Uhr Schulstoff pauken, von 15.00 bis 17.00Uhr am Ballettunterricht teilnehmen und das 6 Tage pro Woche.

Bald erhielten die beiden kleinere Rollen zugeteilt, die einstudiert, oft geübt und mehrmals geprobt werden mussten, was zu Lasten der noch verbleibenden Freizeit ging. Das Ballett entwickelte sich im 15. und 16. Jh. aus den an italienischen und französischen Fürstenhöfen aufgeführten Schauspielen und tänzerischen Gesellschaftsspielen. Zu dieser Zeit noch keine eigenständige Kunstform und lange den Männern vorbehalten wurde aus Spiel vollkommene Körperbeherrschung in getanzter Form.

Die Karriereleiter beginnt für Buben mit „eleve“, setzt sich fort vom „corps de ballet“ über den „entreetänzer“ zum Solisten und schließlich zum Ersten Solisten. Da die Natur die volle Funktionsfähigkeit des Körpers nicht für die ganze Lebensdauer gewährt, muss ein Ballettschüler die Leiter schnell erklimmen um das Ziel zu erreichen.

Karl Musil gelang es ein gutes Jahr vor seinem Bruder – Ludwig blieb ihm aber stets auf den Fersen und wurde 1972 als Erster Solotänzer in der Wiener Staatsoper sowohl für klassische, vor allem aber für Charakterrollen verpflichtet. Er brillierte mit/neben Kollegen wie seinem Bruder Karl, Michael Birkmaier, Willi Dirtl, Franz Wilhelm, Heinz Heidenreich und nicht zuletzt Rudolf Nurejew nicht nur bei den Salzburger und Bregenzer Festspielen sondern weltweit (Holland, USA, Kuba, Korea, usw.,usw.)in Schwanensee, Giselle, Dornröschen, Romeo und Julia, Nussknacker, Bolero und unzähligen anderen Aufführungen.

Nicht nur das Publikum lag ihm zu Füßen – auch die Damen im Kollegium. So ist die Verehelichung mit einer Halbsolistin fast logisch. Ludwigs Sohn aus erster Ehe trat nicht in die berühmten Fußstapfen des Vaters. Die Karriere von Ludwig war steil, sehr intensiv und weit länger als mein Bericht – aus Platzgründen komme ich schon zur letzten großen Vorstellung in Tokio 1984, wo Ludwig als König und Rudolf Nurejew als Prinz in Dornröschen letzmalig gemeinsam auftraten.

Zum Abschied sagte Nurejew: „Du hast es gut und ich muss mich noch über die Bühne plagen!“

Im selben Jahr wurde Ludwig von der Republik Österreich das Goldene Ehrenzeichen für besondere Verdienste verliehen. Mit 45 Jahren – als Pensionist folgten noch diverse Engagements bei Opernbällen, Filmproduktionen (u.a.mit Peter Alexander), als Schauspieler (u.a.mit Waltraud Haas und Erwin Strahl) und als Choreograf.

Ludwig wechselte von der Bühne im Raum auf eine viel größere im Freien - die Natur – und übernahm an der Seite vieler Mitstreiter die überaus bedeutende Rolle als Natur- und Umweltschützer bei der Berg-und Naturwacht in Klosterneuburg. In Anerkennung für die hervorragenden Bemühungen, in der Bevölkerung das Verständnis für die heimische Natur insbesondere für den Wald zu wecken und zu vertiefen wurde ihm von der NÖ.Landesregierung 1993 der Josef Schöffel-Förderungspreis verliehen.

Anstelle der geplanten Weltumsegelung mit seiner nunmehrigen Ehefrau Ulli lebt er seit 1997 als „ZUAGROASTER“ im schönen Mannersdorf. Von hier aus zog es ihn noch mehrmals als Skipper in die Ferne, von der er aber immer wieder in den Heimathafen zurückkehrte. Hier „mutierte“ ein zweites Mal zum „Häusl(um)bauer“. Wenn es Zeit und Gesundheit und Wetterlage es erlauben, fegt er über verschiedene Tennisplätze, flitzt mit dem Puch 500 Baujahr 1960 durch Mannersdorf und nimmt an Oldtimerfahrten teil.

Was nun macht aber dieser Musil beim KUNSTKREIS ??? Abgesehen von den Erstlingswerken in Stein-, und Holzbildhauerei sowie Aquarellmalerei im Rahmen des Kreativsommers glaube ich, dass dieses Rätsel nunmehr als gelöst zu betrachten ist.

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des seit 2009 bestehenden KUNSTKREISES MANNERSDORF schließt sich sein Lebenskreis wieder in und mit der Kunst.